📊Substrate: Erde, Kokos & Hydroponik im Vergleich

  • Worin Deine Pflanzen wachsen, hat großen Einfluss auf Pflege und Wachstum. Indoor kommen vor allem Erde, Kokosfaser oder Hydroponische Systeme zum Einsatz. Substrat-Wahl beeinflusst Gießrhythmus, NĂ€hrstoffmanagement und Ertrag. Schauen wir uns die Optionen an:
Erde (Soil)
  • Das klassische Medium – meist Mischungen aus Torf, Kompost, Perlite,
    etc. Gute Grow-Erde ist locker, gut belĂŒftet und enthĂ€lt etwas
    GrunddĂŒnger.
  • Typisches Setup:
    11-Liter-Töpfe mit Lightmix/Allmix Erde, Bio- oder MineraldĂŒnger nach
    Plan. Damit lassen sich ohne High-Tech sehr anstÀndige Grows erzielen.
    Wenn Dir organische Anbaumethoden gefallen und Du Dich nicht mit
    tÀglichem Messen stressen willst, ist Erde top.
  • Einfach und fehlertolerant: Erde puffert pH und NĂ€hrstoffe ab. Kleine Ungenauigkeiten beim DĂŒngen verzeiht sie eher. Ideal fĂŒr AnfĂ€nger.
  • NatĂŒrliche Mikroorganismen: UnterstĂŒtzen die Wurzeln, zersetzen organische DĂŒnger. Organisches Growing entfaltet hier sein Potenzial (lebendiger "Super Soil").
  • Guter Geschmack: Viele finden, Erde liefert das beste Aroma und das "weichste" Raucherlebnis.
  • Seltener gießen: Erde hĂ€lt Wasser lĂ€nger – anfangs reicht alle 3–7 Tage gießen (spĂ€ter
    verdurstet es schneller, aber trotzdem weniger oft als Coco).
  • Langsameres Wachstum: Im Vergleich zu Hydro wachsen Pflanzen in Erde etwas gemĂ€chlicher.
  • SchĂ€dlinge: TrauermĂŒcken kommen oft mit Erde. Sterilisiere oder friere Erde vorab
    ein, um Larven abzutöten, oder nutze Backmischungen, die weniger
    organischen Abfall enthalten.
  • NĂ€hrsalz-Ansammlung: Bei mineralischer DĂŒngung in Erde können sich Salze ansammeln – gelegentliches SpĂŒlen nötig.
Coco (Kokos-Fasern)
  • Kokosfaser-Substrat ist ein hydroponisches Medium in fester Form. Es enthĂ€lt keine nennenswerten NĂ€hrstoffe, bietet aber hervorragende Bedingungen fĂŒr Wurzeln.
  • Schnelles Wachstum: Coco vereint Vorteile von Erde und Hydro – viel Sauerstoff an den Wurzeln, dabei gute WasserhaltefĂ€higkeit. Pflanzen in Coco wachsen fast so schnell wie in reinem Hydro, oft schneller als in Erde.
  • Hohe ErtrĂ€ge: Mit Coco kann man ertragsmĂ€ĂŸig Erde ĂŒbertreffen. Du fĂŒtterst ab Tag 1 selbst, somit kannst Du die Versorgung optimal steuern.
  • pH/EC aktiv managen: Coco hat keinen eigenen NĂ€hrstoffpuffer – Du fĂ€ngst bei null an und musst ab Keimling eine leichte NĂ€hrlösung geben. pH im Drain ~5,8–6,2 halten. Wenn Du das beherzigst, belohnt Dich Coco mit Top-Wachstum. Fehler (falscher pH, ÜberdĂŒngung) schlagen allerdings schnell durch, weil keine Erde puffert.
  • Cal-Mag-Verbrauch: Coco bindet Calcium und Magnesium an seinen AustauschplĂ€tzen. Deshalb
    musst Du von Anfang an Ca/Mg leicht höher einplanen oder spezielles
    Coco-DĂŒngeschema verwenden (diese haben mehr Ca/Mg). Ohne CalMag-Zugabe bekommst Du ziemlich sicher MĂ€ngel.
  • Einfaches Handling: Du baust wie in Erde an (Töpfe, manuelles Gießen oder
    Autopot/Drip-System), hast aber hydroponische Kontrolle. Es ist leichter als schwere Erde und wiederverwendbar (wenn gespĂŒlt).
  • TĂ€gliches Gießen: Coco trocknet schneller aus und sollte nie ganz austrocknen (wird dann hydrophob). Bei HandbewĂ€sserung musst Du idR. tĂ€glich gießen, in spĂ€ten BlĂŒtephasen evtl. zweimal tĂ€glich wenn Töpfe klein
    sind. Viele nutzen TropfbewÀsserung, um das zu automatisieren.
  • Kurz: Coco erfordert etwas mehr GĂ€rtner-Engagement, kann aber massive Ergebnisse liefern. Es ist perfekt fĂŒr Grower, die tĂ€glich was tun wollen/können und belohnt prĂ€zise Arbeit. Eine typische Coco-Anleitung ist: 70/30 Coco-Perlite Mix, tĂ€gliches Gießen mit niedrigerer NĂ€hrstoffkonzentration (aber hĂ€ufig, damit nie Mangel), stĂ€ndiger leichter Drain (um Salzansammlung zu vermeiden). Viele Profis lieben Coco, weil es Skalierung und Automatisierung gut zulĂ€sst und verzeihen kann.
Hydroponisch
  • Darunter fallen Systeme wie Deep Water Culture (DWC), NFT (NĂ€hrstoff-Filmtechnik), Ebbe-Flut (Flood & Drain) mit BlĂ€hton, Aeroponik etc. Gemeinsam: Es ist keine Erde oder Faser vorhanden – die Wurzeln hĂ€ngen in einer NĂ€hrlösung oder werden regelmĂ€ĂŸig benetzt.
  • Wer Hydro meistert, wird mit Rekordernten belohnt, aber es ist nichts fĂŒr nebenbei. Ein DWC-Bucket fĂŒr 1 Pflanze kann man aber
    experimentell probieren – so lernst Du das Prinzip an einem Exemplar
    kennen, wÀhrend die anderen in Erde/coco stehen als Sicherung.
  • Sauber (keine Erde) & potenziell automatisierbar: Einmal eingerichtet, kann ein rezirkulierendes System halbautomatisch laufen (nur BehĂ€lter auffĂŒllen, Werte justieren). Keine Topferde schleppen oder entsorgen.
  • Technik & Kosten: Anschaffung von Tanks, Pumpen, SchlĂ€uchen, Luftkompressor (fĂŒr DWC)
    etc. plus Redundanzen (Backup-Pumpe) bedeuten mehr Aufwand und Kosten.
  • Steile Lernkurve: FĂŒr AnfĂ€nger ist Hydro oft ĂŒberwĂ€ltigend. Viele Parameter und alles reagiert sofort. Besser erst ein paar Erde/Coco-Grows machen, bevor man
    Hydra zÀhmt.
  • WurzelfĂ€ule/Algen: In warmen NĂ€hrlösungen (>22 °C) lauert das Risiko von Pythium
    (WurzelfÀule). Man braucht ggf. Wassertemperatur-Kontrolle (Chiller)
    oder nutzt ZusĂ€tze (H₂O₂, sterile Techniken oder nĂŒtzliche Bakterien) um das zu verhindern. Auch Algen können in Licht-exponierten Teilen
    wachsen – System sauber halten, lichtdichte BehĂ€lter verwenden.
  • Maximales Wachstumstempo: In einem gut eingestellten Hydro-System wachsen Pflanzen so schnell, dass man ihnen sprichwörtlich beim Wachsen zusehen kann. Da Wurzeln Sauerstoff und Nahrung optimal bekommen, können sie das genetische Potenzial ausschöpfen.
  • Höchste ErtrĂ€ge pro FlĂ€che möglich: Hydro wird in der Profizucht eingesetzt, um kontrolliert große Ernten zu erzielen.
  • Volle NĂ€hrstoffkontrolle: Du kannst die NĂ€hrlösung genau einstellen und sofort anpassen, falls
    nötig. Kein Medium, das nachwirkt – VerĂ€nderungen greifen unmittelbar.
  • Fehlerintoleranz: Ein Pumpenausfall ein paar Stunden -> Wurzeln können trockenfallen oder Sauerstoffmangel bekommen. pH-Drift kann plötzlich Lockouts erzeugen. Du MUSST tĂ€glich checken (oder Sensoren/Alarme verwenden).
✹Substrat-Wahl Zusammenfassung:
  • Erde – "Set and forget (einigermaßen)", ideal fĂŒr Bio, hoher Geschmack, geringer Pflegeaufwand. Perfekt zum Lernen und Genießen.
  • Coco – "Performance boost", erfordert aktives Management, aber liefert Hydro-Ă€hnliche Resultate im
    Topf. FĂŒr ambitionierte Grower, die tĂ€gliche Pflege nicht scheuen.
  • Hydroponik – "Need for speed", maximale Ertragsjagd mit High-Tech, erfordert Know-how, Monitoring,
    absolute ZuverlĂ€ssigkeit des Systems. FĂŒr erfahrene Grower oder
    Technik-Fans, die jedes Gramm rauskitzeln wollen.
  • Man kann auch Mischformen nutzen: z.B. Hempy Bucket (Topf mit Loch, passives Hydro mit Perlite/Vermiculit), oder Kratky-Methode (statische Hydro). Aber das fĂŒhrt hier zu weit. Die drei oben genannten decken 95% der Indoor-Grows ab.